LÜNEBURG. Der Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen (JuLis), Konstantin KUHLE, gab der Landeszeitung Lüneburger Heide für die Ausgabe vom 15. August 2014 das folgende Interview. Die Fragen stellte Ulf Stüwe:
Herr Kuhle, im vergangenen Oktober flog die FDP aus dem Bundestag, aber so richtig scheint das niemanden zu stören, die Politik geht auch ohne die Liberalen weiter. Sind Sie überflüssig geworden? Oder mit den Worten Ihrer jüngsten Image-Kampagne: Braucht die FDP tatsächlich keine Sau?
Konstantin KUHLE: Ein Blick auf das Rentenpaket der Großen Koalition verrät, dass die FDP alles andere als überflüssig geworden ist. CDU/CSU und SPD werden sich immer ähnlicher, als seien sie Zwillinge. Ich würde mir wünschen, dass diese Parteien miteinander fusionieren, dann könnte der Wähler wenigstens erkennen, welche Parteien für und welche Parteien gegen Generationengerechtigkeit stehen. Die FDP und die Jungen Liberalen sind gegen das Rentenpaket der Großen Koalition, und das macht sie einzigartig.
Die Partei scheint da aber offenbar selbst noch Zweifel zu haben, sie versucht es nun mit einem neuen Namen. Was soll dadurch besser werden?
KUHLE: Ich halte von dem Namensvorschlag überhaupt nichts. Die Menschen können mit dem Namen FDP etwas anfangen. Man muss nur den Blick nach Niedersachsen wenden, wo die FDP zehn Jahre sehr erfolgreich mitregiert hat und gerade mit fast zehn Prozent wiedergewählt worden ist. Und deswegen ist die Marke FDP als solche bekannt bei den Menschen. Wir müssen vielmehr die nächsten ein, zwei Jahre daran arbeiten, die Marke wieder positiv aufzuladen. Das geht mit Themen, zum Beispiel Rente und Bildung. Oder der Frage: Wie können wir etwas dafür tun, dass Menschen, die vielleicht frisch von der Uni kommen, sich selbstständig machen und für neue Jobs sorgen können.
Die Jungen Liberalen sind in der Vergangenheit in der Regel nicht durch besonders forsche Töne aufgefallen. Verstehen sich die JuLis mehr als Rekrutierungseinheit der Mutterpartei?
KUHLE: Ganz im Gegenteil. Wir sind eine sehr eigenständige und eine sehr kritische Jugendorganisation. Denken Sie nur daran, dass die Abschaffung der Wehrpflicht, die ja die FDP in der letzten Bundesregierung auf den Weg gebracht hat, ursprünglich eine Forderung der Jungen Liberalen war. Auch die Liberalisierung des Fernbuswesens, die die FDP gegen die Union durchsetzen konnte, kommt ursprünglich von den Jungen Liberalen. Das zeigt: Uns geht es um Themen. Und wenn man das Ganze an Themen orientiert und nicht immer allzu laut und allzu plakativ macht, dann ist das viel attraktiver als eine Jugendorganisation, die immer nur gegen alles ist.
Wieviel Liberalismus verträgt dieses Land?
Kuhle: Mehr.
Seit März sind Sie Bundesvorsitzender der Jungen Liberalen, bezeichnen sich selbst als unverbraucht, sind aber seit Ihrem 13. Lebensjahr Mitglied der Jungen Liberalen, seit 2006 Ortsvorsitzender der FDP in Dassel, waren stellv. Kreisvorsitzender der FDP in Northeim und von 2011 bis 2014 als Stellv. Bundesvorsitzender für die programmatische Ausrichtung der JuLis zuständig, um nur einige Stationen zu nennen. So ganz unverbraucht klingt das nicht. Haftet Ihnen nicht genau der Stallgeruch an, den viele Wähler inzwischen nicht mehr riechen mögen?
KUHLE: Ein wenig schon. Ich glaube aber, dass das ein ganz guter Kompromiss aus Erfahrung und neuen Ansichten ist. Ich habe zwischendurch auch mal ein Jahr in Lateinamerika verbracht und ein Jahr in der Altenbetreuung gearbeitet und bringe, glaube ich, ein paar unkonventionelle Sichtweisen mit, die man jetzt nicht von einem Klischee-Liberalen erwarten würde.
Welche wären das?
KUHLE: Zum Beispiel die Ankopplung an außeuropäische Erfahrungen, die viele nicht gemacht haben, oder auch die Ankopplung an soziale Freiwilligendienste, die uns oft leider ein bisschen abgehen.
Und mit welchen Themen wollen Sie als neuer Bundesvorsitzender punkten?
KUHLE: Ich wünsche mir von den Liberalen, dass sie auf die Frage ‚Wozu braucht es eigentlich noch eine FDP‘ oder ‚Wozu brauchst es noch die JuLis‘ in erster Linie antworten: Für die Generationengerechtigkeit. Ich wünsche mir eine Partei oder auch eine Jugendorganisation, die bei den Chancen für die junge Generation den Finger in die Wunde legt – zum Beispiel dieses Rentenpaket beseitigt und bei der Bildungspolitik auf einen Vorrang des einzelnen Schülers, Azubis oder Studenten vor der Schule, Institution oder Universität setzt. Ich glaube, Rente und Bildung sind zwei Themen, mit denen man gerade junge Menschen auch für liberale Ansichten begeistern kann.
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