Gründer-BAföG

Unsere Position

 

Wir wollen ein „BAföG für Gründer“ schaffen. Im Rahmen dessen können Ausbildungs- und Studiengänge für die Arbeit am eigenen Geschäftsmodell unterbrochen werden, ohne dass sich dies negativ auf den Abschluss auswirkt. Die praktische Arbeit als Gründer kann dann als Qualifikation auf den Ausbildungs- oder Studiengang angerechnet werden. Bestehende staatlich finanzierte Förderinitiativen für Gründer sollen regional zentralisiert werden und nötigenfalls neu geschaffen werden. In regionalen Gründerzentren können Gründer sich über Finanzierungsmodelle und Unterstützungsprogramme informieren und Netzwerke mit anderen Gründern, Mentoren und potenziellen Investoren knüpfen. Für besonders aussichtsreiche Gründungen sollen Arbeitsplätze und Infrastruktur für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung gestellt werden.

 

 

Unsere Argumentation

Start Ups sind ein Garant wirtschaftlicher Innovation und gesellschaftlichen Wohlstands, außerdem ermöglichen sie Selbstverwirklichung und größere persönliche Freiheit.

Unser Wohlstand hängt davon ab, dass wirtschaftliche Innovation stattfindet. In Zeiten des technologischen Wandels und Fortschritts (Digitalisierung, globale Vernetzung, Robotik, Gentechnik etc.) können Arbeitsplätze und Unternehmen, gar ganze Branchen in kurzer Zeit entstehen – oder verschwinden, wenn sie den Anschluss verpassen. Fortschritt wird allerdings erst durch die Übernahme von Verantwortung, die Bereitschaft zu investieren und den unablässigen Erfindungsreichtum von Menschen geschaffen, die den Mut haben, Bisheriges zu hinterfragen und etwas Neues zu wagen. Gründer und Unternehmensnachfolger schaffen mit Innovationen eine dynamische Zukunft, sichern die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer sozialen Marktwirtschaft, stellen die Weichen für ein Leben in Wohlstand, sichern durch Verantwortungsübernahme Arbeitsplätze entlang der Wertschöpfung sowie entwickeln bereits heute eine Perspektive für die Arbeitsplätze von morgen. Für wirtschaftliche Innovation können besonders junge Menschen sorgen, die mit einer ganz neuen Idee jenseits eingefahrener Strukturen in bestehenden Unternehmen eine komplett neue Struktur aufbauen. Innovation muss nicht nur das Produkt oder die Dienstleistung betreffen. In neu gegründete Unternehmen besteht auch die Chance, neue, innovative Ideen zur Unternehmenskultur, zu unternehmerischen Abläufen etc. auszuprobieren. Getreu dem Grundsatz „Konkurrenz belebt das Geschäft“ erhöhen Neugründungen den Druck auf alteingesessene Unternehmen und tragen so zu einem lebendigen Wettbewerb bei. Start Ups sind die Motoren der Modernisierung.

Eine Gründung ist der Weg in die wirtschaftliche Selbständigkeit. Im Gegensatz zu „abhängig Beschäftigten“, den Arbeitnehmern, kann der Gründer viel stärker selbst bestimmen, wie er arbeitet. Er ist nicht so sehr staatlichen Regulierungen, z.B. hinsichtlich seiner Arbeitszeit, unterworfen. Vor allem ist eine Gründung auch die Realisierung einer eigenen Idee, und damit Ausdruck von Selbstverwirklichung und Persönlichkeitsentfaltung. Auch wenn Gründer es nicht einfach haben und Gründen nicht leicht ist: Niemandes Chef zu sein, seine eigenen Ideen in die Tat umzusetzen, ist ein Wert an sich. Eine Gesellschaft, in der viele Menschen ihr Berufsleben derart in die eigenen Hände legen wie Gründer, ist deshalb auch liberaler Sicht äußerst erstrebenswert.

Deutschland hat Nachholbedarf beim Thema Gründen. Besonders außerhalb von Berlin fehlt es an einer Gründerkultur. Es ist kein Zufall, dass die Umwälzungen der Wirtschaft durch digitale Innovationen meist mit dem Namen amerikanischer Firmen, oft Start Ups, verbunden sind. Namen wie Microsoft, Apple, Uber, AirBnB, Facebook, Whatsapp und andere stehen dafür. Ein deutsches Silicon Valley ist dagegen noch nicht in Sicht. Deutschlands Rückstand in der Gründungskultur hängt mit den rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen zusammen.

Der Gründungswillige entscheidet sich für ein risikoreiches Projekt, mit dem er erstmal kein Geld verdient. Die Alternative – eine vergütete Ausbildung, ein mit Stipendien und Bafög finanziertes Studium – wirken auf viele junge Menschen attraktiver.

Die Aussicht, auf Jahre kein Einkommen zu haben, sogar Geld zu investieren, schreckt deshalb viele ab. Fälle wie Travis Kalanick, der Gründer von Uber, zeigen deutlich das Problem: Für seine zweite Firma Red Swoosh musste er wieder bei seinen Eltern einziehen, weil er über 3 Jahre sich kein Geld auszahlen konnte. Die Firma wurde später für 19 Mio. $ verkauft.

Wir wollen deshalb auch Gründern finanzielle Unterstützung zukommen lassen. Dies soll auch in Vernetzung mit regionalen Förderungen und Investoren geschehen. So bündeln wir alle Kräfte und schaffen Synergieffekte von Gründungs- und Regionalförderung.

Zahlen, Daten, Fakten

Zahlen zu Start Ups

  • 17% aller Start Ups hatten 2016 ihren Hauptsitz in Berlin, bei einem Bevölkerungsanteil von nur gut 4% an der Gesamtbevölkerung. Die meisten Start Ups gab es in NRW (19,1%), das aber einen Bevölkerungsanteil von rund 22% hat.
  • 2015 gab es einen negativen Gründungssaldo (Neugründungen minus Liquidationen) von 29.000.
  • 2016 Rekordtief bei Gründungen: 672.000 (-13%).
  • Jedes Start Ups sorgt für knapp 15 Arbeitsplätze (11,9 für Dritte, 2,5 für Gründer selbst).

Erfolgreiche Gründer nach Misserfolgen:

  • Der (Mit-)Gründer von PayPal, Max Levchin: „Mein erstes Unternehmen scheiterte mit einem Riesenknall. Beim zweiten war es weniger schlimm, aber das Unternehmen ging trotzdem pleite. Die dritte Pleite war irgendwie okay, ich habe mich schnell erholt. Das vierte Unternehmen wäre beinahe nicht gescheitert. Es lief nicht toll, aber ganz okay. Nummer fünf war PayPal.“
  • Uber-Gründers Travis Kalanick ging mit seiner ersten Firma Scour pleite.
  • Lars Hinrichs, Gründer des Karriere-Netzwerks Xing, ging zunächst mit einer PR-Agentur (Böttcher-Hinrichs AG) insolvent.
  • Frank Thelen, bekannt aus die „Höhle der Löwen“, musste auch mehrere Insolvenzen hinnehmen.
  • Henry Ford gründete schon vor der Ford Motor Company erfolglos einen Automobilhersteller.
  • Walt Disney ging mit seiner Comic-Firma Laugh-O-Gram Studio pleite.

Gegenargumente

„Unternehmer subventionieren ist sozial ungerecht“

  • Gefördert werden Gründunsgwillige, die noch gar kein Unternehmen haben.
  • Wird das Unternehmen erfolhgreich, profitiert die Gesellschaft durch neue Arbeitsplätze, Investitionen und Steuern.

 „Firmenpleiten kosten die Allgemeinheit Geld“

  • Firmengründungen werden zunächst einmal vom Gründer selbst oder durch Investoren finanziert. Wer Wagniskapital bereitstellt, trägt auch das Risiko. Eine erfolgreiche Gründung, aus der ein großes Unternehmen hervorgeht, gleicht volkswirtschaftlich die Verluste vieler Pleiten aus.
  • Staatliche Zuschüsse und Förderinitiativen sind auch abhängig von den Erfolgsaussichten. Die missbräuchliche Inanspruchnahme von Geldern mit aussichtslosen Unternehmen kann so verhindert werden. Wer sich Förderung auf betrügerische Weise erschleicht, kann auch womöglich strafrechtlich verfolgt werden.