A. Politisches Engagement ohne feste Bindungen
Jugendliche wollen sich nicht von vorneherein mit ihrem politischem Engagement auf ein Gesamtkonzept festlegen und keine festen Bindungen an Organisationen eingehen. Dementsprechend bringen sie sich bevorzugt in selbst organisierten Projekten ein.
Der Bundeskongress fordert daher insbesondere den JuLi-Bundesvorstand, aber auch die anderen verantwortlichen Vorstände auf, vermehrt themenbezogene, zeitlich begrenzte und mitgliedschaftsunabhängige Projekte anbieten, um Jugendliche zur Mitarbeit zu motivieren.
Das politische Engagement ist kein Selbstzweck. Stattdessen wird damit die Erwartung verbunden, dass bestimmte Ziele erreicht werden. Um Jugendliche zu motivieren, müssen die Jungen Liberalen konkrete Mitwirkungsmöglichkeiten für sie ebenso wie Wege zur Zielerreichung aufzeigen.
Vielfach werden politische Entscheidungsprozesse für undurchsichtig und kompliziert erachtet. Daher ist auch für die Jungen Liberalen künftig notwendig, erfolgreich verlaufende politische Entscheidungsprozesse noch transparenter darzulegen, insbesondere solche, die über mehrere Entscheidungsebenen bzw. -instanzen verlaufen. Dies kann durch eine Dokumentation von erfolgreichen politischen Projekten erfolgen.
B. Image- und Identifikation
Die politischen Jungendverbände sehen sich in der heutigen Zeit häufig mit Vorurteilen und Unverständnis gegenüber politischem Engagement konfrontiert. Altersgenossen betrachten Politik als langweilige, irrelevante und zu abstrakte Beschäftigung. Eine politische Jugendorganisation kann Jugendlichen vielfach nicht das Identifikationspotential liefern, das sie zur Entwicklung eines Zugehörigkeitsgefühls benötigen.
Um eine langfristige Einbindung Jugendlicher in Verbandsstrukturen zu erreichen, ist eine Ausweitung der Verbandsaktivitäten über das rein Politische hinaus notwendig. Neben der bisherigen Hauptsäule des politischen Engagements wäre der Aufbau zweier weiterer Säulen sinnvoll. Diese sollten erstens die Integration von gesellschaftlichem Engagement und zweitens bewusste gemeinsame soziale Aktivitäten umfassen. Vor allem lokale Projekte, die auf liberalen Grundsätzen basieren, sollten stärker in den Mittelpunkt der Arbeit rücken.
Um dem Anspruch der Jugendlichen an ein Zugehörigkeitsgefühl gerecht zu werden, muss das soziale Miteinander im Verbandsleben ausgebaut und stärker betont werden. Die Betonung dieses Aspektes eröffnet die Möglichkeit das Image einer politischen Jugendorganisation in der Öffentlichkeit vom Bild eines eingestaubten Debattierclubs hin zu einer lebendigen, lebensnahen und den Menschen einbindenden Organisation zu führen. Durch die Kombination dieser drei Säulen wird ein für engagierte Jungendliche attraktives Gesamtbild eines Way of Life" einer Jugendorganisation geschaffen.
Insgesamt müssen auch die Jungen Liberalen deutlicher darauf hinweisen, dass die Mitarbeit in einem politischen Jugendverband auch zu einer Verbesserung der so genannten Soft Skills" und Schlüsselkompetenzen" führt und auf diese Weise die Persönlichkeit einerseits fordert, aber andererseits die persönliche Entwicklung und Entfaltung fördert. Darüber muss vermittelt werden, dass sich aus dem Engagement eine Vielzahl von Möglichkeiten in anderen Lebensbereichen ergibt, die einem sonst nicht offen stehen würden.
C. Politikferne Jugendliche
Die Bereitschaft der Jugendlichen sich politisch zu engagieren, nimmt mit sinkendem sozialem Status ab. Dies gilt sowohl für generelles politisches Interesse, als auch für konkretes politisches Engagement.
Zu einem demokratischen Grundverständnis gehört es dazu dieser Entwicklung entgegen zu wirken. Es ist Aufgabe der Politik auch politikferne Schichten zu erreichen. Ihnen müssen auch die Jungen Liberalen zum einen die grundlegenden politischen Strukturen vermitteln und zum anderen ihre Inhalte nahe bringen, da sich hieraus ihre eigene politische Legitimation ableitet.
Politik allgemein und die Jungen Liberalen im Besonderen dürfen sich nicht zu schade sein, auch diejenigen Medien als Transportmittel für ihre Inhalte zu benutzen, die jene politik- und bildungsferne Schicht erreicht. Darüber hinaus müssen die Jungen Liberalen in verstärktem Maße Rücksicht auf die Art der Kommunikation mit jenen politik- und bildungsfernen Jugendlichen nehmen.
Der Bundeskongress fordert daher die verantwortlichen Funktionsträger der Jungen Liberalen auf, diese Prinzipien in ihrer künftigen Arbeit stärker zu berücksichtigen und insbesondere in der FDP zu etablieren.