Die Jungen Liberalen freuen sich über die lebendige Fankultur im Fußballsport und sehen sie als Teil einer funktionierenden Zivilgesellschaft. Die Fans wollen an Sieg und Niederlage ihres Vereins teilhaben, ihn durch Präsenz im Stadion unterstützen und sehen das sportliche und soziale Element eines Stadionbesuchs im Zentrum. Sie sind an einem friedlichen und sicheren Sportereignis interessiert. Auch von Ultras geht nicht per se eine Gefahr aus. Gerade sie sind es, die durch Sprechchöre, Aktionen und Banner häufig erst die besondere Atmosphäre in Stadien erzeugen. Wir Liberale sehen Fußballfans – vom gelegentlichen Stadionbesucher bis zum überzeugten Ultra – nicht als Gegner und Sicherheitsrisiko, sondern als Partner auf dem Weg zu einem für jeden Fan angenehmen und unvergesslichen Fußballerlebnis.
Wir verschließen dabei nicht die Augen vor den Problemen, die viel zu oft im Umfeld von Fußballspielen auftreten. Rechtsverstöße und insb. Gewaltstraftaten sind nicht akzeptabel, ihnen muss mit rechtsstaatlichen Mitteln entgegengetreten werden. Eine kollektive Haftung für das Versagen Einzelner kommt dabei für uns Liberale nicht in Frage. Bürgerrechte enden nicht am Stadiontor.
Maßnahmen zur Gewaltprävention
Das bisherige Vorgehen des DFB, im Falle von Ausschreitungen die Vereine mit Geldstrafen, Punktabzügen oder Wettbewerbsausschluss zu belegen, bestraft die friedlichen Fußballfans und die Sportler. Vielmehr sollte die Fanarbeit stärker unterstützt werden. Die Jungen Liberalen lehnen sämtliche Maßnahmen ab, die ohne nennenswerten Sicherheitsgewinn die Privatsphäre der Zuschauer verletzen und die Fankultur beschneiden. Hierunter fallen eine flächendeckende, personenbezogene Videoüberwachung im Stadion und auf dem Weg dorthin und zurück, grundsätzliche Alkoholverbote, Stehplatzverbote, Stadtverbote sowie pauschale Meldeauflagen, die generelle Einzäunung von Gästefans, der Einsatz verdeckter Ermittler im Fanblock und Nacktkontrollen. Stadionverbote für straffällig gewordene Besucher sind ein legitimes Mittel der Gewaltprävention, werden aber viel zu häufig rein auf Verdacht ausgesprochen. Ein von allen beteiligten Interessengruppen legitimiertes, unabhängiges Schiedsgericht soll Stadionverbote auf Wunsch der Fans überprüfen. Für die Dauer des Schiedsgerichtsverfahrens sollte das Stadionverbot außer Kraft gesetzt werden.
Die Verantwortung für die Betreuung von Gästefans sollte dem Gastverein übertragen werden. Ordner des Gastvereins kennen die Fans oft besser, bieten einen vertrauten Ansprechpartner und haben die Möglichkeit, bekannte Randalierer bereits im Vorfeld des jeweiligen Spiels zurückzuweisen. Dadurch wird es möglich, zwischen friedlichen Fans und gewaltbereiten Personen zu differenzieren. Darüber hinaus fordern wir einen intensiven Dialog der Polizei mit Fanvertretern sowie eine anonymisierte Kennzeichnungspflicht von Polizeibeamtinnen und -beamten zur besseren Nachvollziehbarkeit von Rechtsverstößen durch die Polizei.
Die gegen jegliche Prinzipien des Rechtsstaates verstoßende Datei „Gewalttäter Sport“, in der auch nicht verurteilte Personen, häufig ohne davon zu wissen, als Gewalttäter geführt werden, ist ersatzlos abzuschaffen.
Pyrotechnik
Der Einsatz pyrotechnischer Mittel ist ein Bestandteil der Fankultur und für viele Fans ein emotionales Thema. Die Jungen Liberalen unterstützen den sogenannten „Chemnitzer Weg“. In einem abgegrenzten Bereich soll es demnach erlaubt werden, zuvor angemeldete Rauchfackeln zum Einsatz zu bringen. Explizit ausgenommen hiervon sind alle Feuerwerkskörper und nicht-löschbare Pyrotechnik, die unter das Sprengstoffgesetz fallen.