16.10.2004

Elementarpädagogik verbessern

Für die Jungen Liberalen hat die Bildung in einer aufgeklärten Bürgergesellschaft einen extrem hohen Stellenwert. Denn nur durch Bildung wird es dem Menschen erlaubt, sich innerhalb seiner Möglichkeiten frei zu entfalten und aufgeklärt seine Entscheidungen zu treffen. Die Jungen Liberalen erkennen, dass die einzelnen Menschen unterschiedliche Begabungen und Fähigkeiten haben. Dies zu negieren wäre eine Verleumdung der Individualität des Menschen. So muss die Individualität des Menschen vom Bildungssystem erkannt und geachtet werden. Dies bedeutet, dass die Begabungen gezielt gefördert werden und die entsprechenden Hilfen bei Schwächen gegeben sein müssen.

Um all dies zu gewährleisten, muss Bildung in Ansätzen schon bei der Elementarpädagogik (Kindergärten, Vorschule) beginnen. Darum schlussfolgern wir auch, dass Elementarpadägogik sinnvoller im Ressort der Bildungspolitik als, wie jetzt, im Ressort der Jugendhilfe anzusiedeln ist Damit der Mensch seine Fähigkeiten nutzen kann, muss er das Lernen lernen. Das Lernen darf allerdings nicht als Last oder gar als Strafe aufgefaßt werden, sondern es soll Spaß machen. Kinder müssen spielerisch daran heran geführt werden. Ihnen muss beigebracht werden eigenständig zu lernen und sich mit ihren eigenen Fähigkeiten auseinandersetzen. So wird ein gewisser Ehrgeiz entwickelt und die Auseinandersetzung mit individuellen Stärken und Schwächen gefördert. Umso früher die Begabungen eines Kindes erkannt und gefördert werden, umso besser kann es sich entfalten und diese weiter ausbauen. In Deutschland passiert es immer wieder, dass z.B. gerade hochbegabte Kinder eher unterdurchschnittliche schulische Leistungen erbringen, da ihre Begabungen im vorhandenen Schulsystem verkommen. Umso eher die Schwächen eines Kindes erkannt werden, umso einfacher lassen sie sich abbauen. Kinder, die Deutsch in der Grundschule noch nicht richtig beherrschen neigen dazu diesen Sprachmangel bis ins Erwachsenenleben mitzuziehen . Wenn hier schon im Kindergarten, vorbereitend auf die Grundschule, Mängel beseitigt werden, so wird der Unterricht Kind und Lehrkraft erheblich erleichtert und gerade dem Kind eine Frustration erspart.

Umgang miteinander

Es ist wichtig, dass die Kinder schon im Kindergarten lernen fair miteinander umzugehen. Nur wer als Kind schon lernt Konflikte auf vernünftige Art und Weise zu bewältigen, wird im Erwachsenenleben stark genug sein dasselbe zu tun und sich diesen zu stellen. Regelmäßige Gruppengespräche und gemeinsame Spiele, die das gegenseitige Vertrauen stärken und Konflikte lösen, sind also unverzichtbar. Vor allem muss Wert darauf gelegt werden, dass die Kinder lernen ihre Probleme gegenüber den anderen verbal zu äußern, anstatt sie in sich hinein zu fressen oder nonverbale Lösungen zu suchen.

Die entwicklungsorientierte Zielvorgabe

Ziel eines jeden Kindergartens müssen die grundschulvorbereitenden Fertigkeiten sein! Die erforderlichen Kenntnisse der Kinder liegen in 3 verschiedenen Bereichen:

  1. Soziale und kommunikative Fähigkeiten: Zuhören, Gesellschafts(spiel)regeln, Konfliktbewältigung, Selbstbewusstsein stärken, Selbstvertrauen, Integration, Toleranz, eigene Stärken und Schwächen erkennen und akzeptieren, Kreativität, Motivation, Umgang mit Umwelt und Natur, offenes Verhältnis zu Fremdsprachen

  2. Motorische und handwerkliche Fähigkeiten: Umgang mit Werkzeug/Material/Farben, Feinmotorik, Konzentration, Schuhe binden etc.

  3. Kognitive Fähigkeiten: Grundlegende Begriffe kennen (Zeit, Schrift…)

Gesundheit fördern (Übergewicht)

Die Beherrschung eines Großteils dieser Fähigkeiten gibt auch Aufschluss über die Schulfähigkeit des Kindes.

Um diese Zielvorgaben zu erreichen, müssen Kindergärten zum Teil umstrukturiert werden. Neue Methoden und der Ausbau bereits praktizierter Methoden sind erforderlich, die die erweiterten Anforderungen an elementare Bildung umsetzen können. Hier ist aus unserer Sicht vor allem folgendes wichtig:

Kleinere Gruppen

Die Gruppenstärke muss auf unter 20 Kinder gesenkt werden. Nur so ist individuelle Förderung und Betreuung möglich. Auch der Gruppenzusammenhalt wird dadurch gefördert.

Keine KiTas schließen

Wenn in naher Zukunft durch die demographische Entwicklung die Anmeldungen in Kindergärten sinken, sollen dennoch KiTas nur in Ausnahmefällen geschlossen werden. Außerdem müssen genügend Mittel bereitgestellt werden, um die Gruppengrößen zu senken.

KiTA Finanzierung.

Die Julis Sprechen sich für den Übergang der Objekt- zur Subjektfinanzierung aus. Die Kinderbetreuung soll kostenlos sein

KiTa-Zuweisungen auch abhängig von Migrationshintergrund/Behinderung

Die Höhe der Zuweisungen soll bei Kindern mit Migrationshintergrund oder mit Förderbedarf ein höherer Satz sein. Dadurch wird die spezielle Förderung dieser Kinder finanziert. Hierzu muss das System der Zuweisungen von der Objektförderung weg auf eine Pro-Kopf-Zuweisung umgestellt werden. Als ideale Umsetzungsmöglichkeit sehen wir das Modell der Betreuungsgutscheine an.

Experimente

Kinder werden spielerisch an naturwissenschaftliche Phänomene herangeführt. So können sie viele grundlegende Prinzipien schon früh erfassen und behalten; das Interesse für Naturwissenschaften wird dadurch geweckt.

Sport

Auch im Sportunterricht werden Kreativität und Neugier dadurch gefördert, dass die Kinder eigenständig Spiel- und Sportideen entwickeln, z.B. beim Kombinieren von Turngeräten.

Beim Sport werden nicht nur motorische Fähigkeiten geschult, sondern auch soziale Kompetenzen entwickelt und die eigenen Stärken und Schwächen erkannt. Der Sportunterricht kann auch die Begeisterung für Bewegung fördern und einen Anstoß bilden, mehr Verantwortung für den eigenen Körper und die Gesundheit zu übernehmen.

Schnupperkurs Schule

Bereits im Kindergarten werden Ausflüge in die Schule unternommen, um die neue Umgebung schon vorab kennen zu lernen und die Orientierung zu erleichtern. Dadurch werden eventuell vorhandene Hemmschwellen abgebaut und die Vorfreude auf den neuen Lebensabschnitt bestärkt.

Motorische Spiele

Vielerlei Spiele haben wichtige motorische Lernziele wie z.B. Stärkung des Gleichgewichtssinns oder Entwicklung der Feinmotorik. Diese können beim Spielen im Freien ohne weiteres eingebaut werden, so dass sich hier optimal der Spielspaß und das Lernziel verbinden lassen.

Exkursionen in die Natur

Waldspaziergänge und ähnliche Ausflüge bieten vielerlei Möglichkeiten zu Entdeckungen. Dadurch wird ein positives Verhältnis zu Umwelt und Natur entwickelt. Hier können die Kinder auch auf ökologische Zusammenhänge aufmerksam gemacht werden.

Spielerisches Einbringen von Fremdsprachen

Durch fremdsprachliche Lieder und Spiele werden einfache Vokabelkenntnisse vermittelt. Durch spielerische Vermittlung wird die Neugier auf Fremdsprachen gefördert, die Kinder sind stolz auf ihre Kenntnisse und entwickeln dadurch eine offene Beziehung zu fremden Sprachen. Dadurch steigt auch die Integration von Kindern mit Migrationshintergrund, da in der neuen Sprache alle Kinder auf dem gleichen Wissensstand sind und die Kinder eine Toleranz zu anderen Kulturen entwickeln.

Auf die gleiche Art und Weise kann auch der Umgang mit behinderten Kindern gestaltet werden. So lernen die Kinder zum Beispiel durch einfache Kenntnisse aus der Taubstummen-Sprache, derartige Behinderungen als etwas Selbstverständliches anzusehen und die Kinder in ihre Gemeinschaft einzubinden.

Integrative Kindergärten

Um die im vorigen Absatz beschriebenen Effekte verstärken zu können und vernünftig in ein Gesamtkonzept einzugliedern, fordern wir, Kindergärten vermehrt integrativ zu gestalten.

Offene KiTas als Vorbild

Ähnlich dem holländischen System werden Spiel- und Lernstationen geschaffen, diese reichen von Lernprogrammen am PC über Zeichen-, Bastel- und Leseecke bis hin zu anschaulichen Mathematik- und sogar Astronomiematerialien. Es handelt sich hierbei um speziell für die Altersgruppe entwickelte Materialien und Spiele, die dem Wissensdurst und der Neugierde der Kinder gerecht werden. So werden die Kinder spielerisch an das eigenständige Lernen herangeführt.

An der Wand hängt eine Tafel mit den Namen der Kinder, jedes Kind hat ein Symbol, dass es verschiebt, wenn es sich an eine andere Station begibt. So haben die Lehrkräfte den ganzen Tag schnell und einfach den Überblick darüber, womit sich die Kinder beschäftigen. So können die Erzieher jedes einzelne Kind darauf aufmerksam machen, wenn es eine Station vernachlässigt oder sich schon sehr lange mit einem Bereich beschäftigt.

Es wird also möglich die Kinder individueller zu betreuen und ihre Stärken und Schwächen zu erkennen.

Förderung von Kindergärten in privater Trägerschaft

Kindergärten in privater Trägerschaft führen zu einer größeren Wahlmöglichkeit in der Vorschulbildung und erweitern die Bildungschancen der Kinder. Der Staat kann kein umfassendes Angebot von unterschiedlichen pädagogischen Konzepten schaffen, dies kann nur durch den Wettbewerb zwischen privaten und staatlichen Kindergärten erreicht werden.

Die Politik muss deshalb dafür sorgen, dass private Einrichtungen weder bei der Mittelvergabe noch bei der Bewertung ihrer Leistung durch Zertifikate benachteiligt werden.

Gezielter Abbau von Sprachschwächen

Vor allem Sprachschwächen erschweren den Kindern in Deutschland ihre Schullaufbahn. Hier handelt es sich auf keinen Fall ausschließlich um Kinder, die eine andere Muttersprache zu Hause sprechen, sondern auch um Kinder aus deutsch-sprachigen Familien. Es sind geeignete pädagogische Konzepte zu entwickeln, die diese Sprachfehler schon innerhalb des Kindergartens abbauen.

In der Ausbildung des Personals sollten daher auch logopädische Grundkenntnisse enthalten sein.

Das (Lehr-)Personal

In deutschen Kindergärten sind derzeit meistens ein/e ausgebildete/r Erzieher/in und eine weniger qualifizierte Kraft für eine Gruppe von Kindern verantwortlich.

Es ist – wenn überhaupt nur dem/der ausgebildeten Erzieher/in von der Qualifikation her möglich Begabungen oder Schwächen zu erkennen, diese dann aber auch noch individuell zu fördern ist in dieser Konstellation extrem schwierig. Daher soll zukünftig einer der Betreuer ein abgeschlossenes Pädagogik Studium haben. Die zweite Kraft hat mindestens eine abgeschlossene Ausbildung. Durch diese Struktur ergänzen sich praktische und theoretische Kenntnisse optimal.

Darüber hinaus muss auch die Fortbildung in diesem Sektor ausgebaut werden. Während der Fortbildung eines Erziehers/einer Erzieherin muss die Betreuung seiner Gruppe von einer anderen Kraft übernommen werden. Die Weiterbildung darf nicht zu Lasten der zweiten Betreuungsperson und der Kinder gehen.

Die Umsetzung

Unsere Forderungen sollen in allen städtischen Kindergärten zügig umgesetzt werden, das Land wird aufgefordert, sofort in Verhandlungen mit den privaten Trägern über die oben genannten Anforderungen zu treten. Um in möglichst vielen Kindergärten die gleichen Mindeststandards zu haben, erscheint eine Veröffentlichung der KiTas, die die staatlichen Vorgaben in der Mehrheit erfüllen, sinnvoll. So werden Eltern in die Lage versetzt, für ihr Kind die beste Tagesstätte auszusuchen.

Finanzierung KiTa-Card

Die gegenwärtige Finanzierungsstruktur in Deutschland ist fragwürdig: Warum steigt proportional mit dem Alter unserer Kinder das in sie investierte Budget, obwohl bekannt ist, dass sich ihre Aufnahme- und Lernfähigkeit und Willigkeit umgekehrt verhält? Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass die Finanzsituation der Kindergärten verbessert wird.

Ein Kindergartenplatz muss in Zukunft kostenfrei sein.

Von der Finanzierungsquelle abgesehen, müssen wir in der Methode weg von der Objekt- hin zur Subjektförderung kommen. Wir schlagen in diesem Zusammenhang die Einführung einer KiTa-Card vor.

Das bedeutet:

Die Eltern eines Kindes, die ihren Wohnsitz in Deutschland haben, erhalten pro Kind eine ausreichende Anzahl von Betreuungsgutscheinen. Diese sind auf den Namen des Kindes ausgestellt und nicht übertragbar. Die Gutscheine können bei jeder Betreuungsstelle oder Tagesmutter bis höchstens zur Vollendung des siebten Lebensjahres eingelöst werden. Die Einrichtung oder die Tagesmutter erhält pro Gutschein einen festgelegten Gegenwert vom Staat. Die Eltern können und müssen somit eigenverantwortlich entscheiden, welchem Träger, egal ob staatlich, kirchlich oder privat, sie ihr Kind anvertrauen. Um die Entscheidung etwas zu erleichtern und die Qualität der Betreuung zu sichern, vergibt der Staat Zertifikate an diejenigen Einrichtungen, die regelmäßig die bildungspolitischen Zielvorgaben erreichen.

So entsteht ein Wettbewerb zwischen den guten und schlechten Kindergärten, der sich an der Qualität der Kindergärten orientiert. Dadurch haben Neuanbieter die Möglichkeit sich in einem fairen und leistungsbezogenen Angebot zu profilieren. Es muss dabei jedoch gewährleistet werden, dass jedes Kind einen Kindergartenplatz erhalten kann.

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