14.03.2024

123 Jahre. 140.000 Verurteilungen. Millionen von Schicksalen: Queere Geschichte als Teil der deutschen Erinnerungskultur

Der § 175 StGB stellte sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe. Vom Kaiserreich bis in die Bundesrepublik verurteilte die deutsche Justiz schätzungsweise 140.000 Männer. Bis 1994 stand der § 175 in den Strafgesetzbüchern der Bundesrepublik Deutschland. Die verschärfte NS-Fassung wurde von der jungen Bundesrepublik sogar Wort für Wort übernommen und hatte bis 1969 Bestand. In der DDR existierte der § 151 StGB-DDR fast bis zu deren Ende und kriminalisierte Homosexualität.

Diese Paragrafen bedeuteten für viele Verurteilte Haft, Zuchthaus und in der NS-Zeit Ermordung in Konzentrationslagern. Aber auch für die vielen Menschen, die dieses Unrecht nicht im Gerichtssaal traf, führte die Verfolgung zu einem Leben in Angst davor, den Beruf zu verlieren, geächtet oder gar erpresst zu werden. Auch Trans- und Intersexuelle erlitten rechtliche und gesellschaftliche Diskriminierung bis hin zu Zwangsscheidungen und Zwangssterilisierung als Voraussetzung für den Wechsel des Geschlechtseintrags. Die Schicksale dieser Menschen dürfen besonders vor dem Hintergrund der wachsenden Queerfeindlichkeit und Hasskriminalität nicht in Vergessenheit geraten. Der deutsche Staat muss nun Verantwortung übernehmen.

 Die Jungen Liberalen fordern daher die Bundesregierung bzw. die Landesregierungen auf,

 (1) durch finanzielle und ideelle Förderung von sowie durch die Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Akteuren diesen Teil der deutschen Geschichte in unserem kollektiven Gedächtnis und unserer Erinnerungskultur stärker zu verankern. 

(2) Forschungsprojekte zu der Geschichte von LSBTIQ* in Deutschland gezielt zu fördern; insbesondere solche zu weniger erforschten Feldern, wie z.B. der Verfolgung trans- und intergeschlechtlicher Menschen in Deutschland.

(3) zum Gedenken aller LSBTIQ*, die im Laufe der deutschen Geschichte verfolgt wurden, das Denkmal für die verfolgten Homosexuellen im Berliner Tiergarten als zentralen Ort des Erinnerns in der Bundeshauptstadt Berlin aufzuwerten und mit einem Dokumentationszentrum zu verbinden.

(4) die Geschichte von LSBTIQ* als Unterrichtsinhalt in die Lehrpläne weiterführender Schulen einzuführen und als Studieninhalt des Lehramtsstudiums zu stärken.

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