16.03.2008

Schluss mit der ideologischen Schulstruktur-Debatte!

Die Jungen Liberalen sehen die ideologisch geführte Strukturdebatte, welches Schulsystem das Richtige sei, als kontraproduktiv und daher kritisch an. Vielmehr fordern wir den Fokus auf die Qualität der Schulen zu lenken, die es an vielen Punkten dringend zu verbessern gilt. Die Entscheidung über die konkrete Schulform soll künftig nicht durch die Landesregierungen, sondern durch die eigenständige Schule in Absprache mit der Schulträgerschaft erfolgen.

Die internationale PISA-Studie darf in diesem Zusammenhang nicht überinterpretiert werden, weil sie lediglich die Kompetenzen der Schüler und Schülerinnen der neunten Klassen untereinander verglichen hat und somit jede Überlegung, die Schulstruktur der erfolgreichen Länder zu übernehmen, abwegig ist. Stattdessen sind viele weitere Faktoren, wie z. B. die erhöhte Schulautonomie, ein besserer Schüler-Lehrer-Schlüssel, vermehrte Evaluationen, sowie ein professionelles Schulmanagement dabei die Erfolgsgaranten.
Das wesentliche und grundlegende Konzept liegt in der Schulautonomie. Die Hoheit der Schulen über Personal, Finanzen und Sachmittel ist dabei unerlässlich, da sie Transparenz und Wettbewerb unter den Schulen fordert und fördert. Eine drittelparitätische Schulkonferenz setzt den Rahmen der Profilbildung. Durch fortlaufende externe sowie interne Evaluationen lässt sich sicherstellen, dass die Schulen in einem selbstoptimierenden Prozess stetigen Fortschritt erzielen. Die somit erzielte Vergleichbarkeit der Schulen sowie das gestärkte Mitspracherecht der Eltern und Schüler erwirkt eine höhere Transparenz in den Schulen.

Die Finanzmittel der Schule ergeben sich aus einem Sockelbetrag, erhöht um einen Festbetrag pro Schüler. Hierbei kann der Betrag bei Förderbedürftigen bzw. besonders Förderbedürftigen erhöht werden. Auch ein Sponsoring kann zusätzlich den Schulhaushalt stärken, insofern es mit dem Lehrauftrag vereinbar ist. Nicht verwendete Mittel können über das Haushaltsjahr hinaus gespart und verwendet werden.
Die mangelnde Durchlässigkeit der verschiedenen Schulformen ist ein zentraler Schwachpunkt der deutschen Bildungslandschaft. Um die in den Griff zu bekommen, sollen finanzielle Anreize für die Schule die Durchlässigkeit im Schulsystem erhöhen. So sollen Schulen, die es schaffen Schüler so gut zu fördern, dass sie einen Wechsel in weiterführende Schulformen, die später zu einem höheren Schulabschluss befähigen schaffen, belohnt werden. Die KMK-Entscheidung, die Verkürzung der Schulzeit in der Sekundarstufe I zu vollziehen, ist indes kontraproduktiv für die Durchlässigkeit. Die Jungen Liberalen fordern daher eine Schulzeitverkürzung in der Sekundarstufe II.

Die Jungen Liberalen fordern zur Verbesserung der Bildungssituation eine konsequente Verkleinerung der Klassen aller Schulformen, sowie den konsequenten Ausbau individueller Förderungsmöglichkeiten für Schülerinnen und Schüler.
Die mangelnde Durchlässigkeit zwischen den Schulsystemen der einzelnen Bundesländer muss unabhängig von Unterschieden in der Schulstruktur der einzelnen Länder durch gemeinsame Mindeststandards zum Ende der Bildungsabschnitte der Sekundarstufe sichergestellt werden. Auf diese Kernkompetenz soll sich die KMK konzentrieren, um den steigend geforderten Mobilitätsanforderungen an die Eltern endlich zumindest innerhalb Deutschlands Rechnung zu tragen.

Evaluation
Um einen funktionierenden Wettbewerb zu ermöglichen, ist Transparenz über die Qualität der verschiedenen Schulen erforderlich, damit Eltern und Schüler die bestmögliche Entscheidung treffen können. Eine regelmäßige Evaluation des Unterrichts und der gesamten Schule stellt Eltern einerseits die dafür erforderlichen Informationen zur Verfügung und gibt der Schule andererseits ein konstruktives Feedback über die Stärken und Schwächen.

Für eine differenzierte Qualitätsanalyse ist die Kombination mehrerer Kriterien wichtig. Zu den aussagefähigsten Prüfsteinen gehören dabei Befragungen von Schülern und Absolventen, die Anzahl der Schulabgänger mit Schulabschluss, die Quote der Schulabgänger mit Ausbildungsplatz und der Praxisbezug während der Unterrichtszeit. Letzteres wird vor allem durch die Kooperation mit der Wirtschaft und dem Handwerk unterstützt. Des Weiteren zeigt sich die Qualität der Schule deutlich an der Anzahl der Schüler, die dazu befähigt werden auf eine höhere Schulform zu wechseln. In diesem Zusammenhang spielt eine kontinuierliche Verbesserung der Durchlässigkeit zwischen den Schulformen vor allem nach oben eine zentrale Rolle. Die Erfolge von Schülern bei externen Wettbewerben und standardisierten Leistungsüberprüfungen sollen zusätzlich Aufschluss über die Lehrqualität der Schule geben.
Eine Evaluation einzelner Lehrer, bei der auch die Ergebnisse der Schülerbefragung berücksichtigt werden müssen, erlaubt der Schulleitung eine adäquate Einschätzung der erbrachten Leistungen. In diesem Zusammenhang wird nicht nur die Qualität der Lehrkraft gemessen, sondern es müssen auch gezielt Weiterbildungs- und Verbesserungsvorschläge abgeleitet werden. Hilfreich ist dabei auch die leistungsbezogene Bezahlung der Lehrkräfte.

Schulmanagement

Die Jungen Liberalen wollen den deutschen Schulen mehr Gestaltungsfreiheit geben. Sie sollen mehr Entscheidungsrechte, ein eigenes Budget und weitgehende Personalhoheit erhalten: Die Schule soll ihre Angelegenheiten selbst regeln. Damit wächst die Verantwortung der Schule für ihr Handeln und ihre Entscheidungen und zugleich ihre Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Damit die Eigenverantwortung der Schulen nicht zu Lasten der pädagogischen Arbeit der Lehrkräfte geht, halten die Jungen Liberalen ein intelligentes Schulmanagement für unerlässlich. Dies erfordert einen Wechsel in der Personalstruktur der Schulen. Verwaltungsaufgaben, insbesondere finanzielle und organisatorische Angelegenheiten des Schulalltags sollen von Fachkräften mit einer entsprechenden Ausbildung übernommen werden.
So können sich die Lehrer ihrer eigentlichen pädagogischen Aufgabe mit den Schülern widmen, während die neu einzustellenden Schulmanager entsprechendes Know-how einbringen und damit neue Chancen in Bereichen wie Schul-Sponsoring, Marketing, der Kooperation mit Unternehmen und Stundenplanmanagement eröffnen. Neben den Schulmanagern können zusätzlich Hilfskräfte im Rahmen der Schulautonomie zur Entlastung der Lehrkräfte beitragen.

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