Junge Liberale fordern die Bundesregierung zum Boykott der WM in Katar auf und kritisieren Innenministerin Faeser

via dpa:

Die Jungen Liberalen kritisieren Innenministerin Nancy Faeser für ihren Besuch der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar, den sie in ihren eigenen Worten zudem für den “Dialog mit der katarischen Regierung” nutzen will.

Dazu erklärt die Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen, Franziska Brandmann: “Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar ist von vorne bis hinten eine Farce. Schon die Vergabe des größten Fußballfests der Welt an ein Land, in dem die Rechte von Frauen systematisch missachtet werden, Arbeitsmigranten ausgebeutet werden und in dem für Homosexualität wie auch für  die Konversion vom Islam zum Christentum die Todesstrafe droht, ist eine Schande für die FIFA. Katar zeigt sich nicht gleichgültig gegenüber universellen Menschenrechten, sondern bekämpft diese aktiv. Dass die FIFA, ermöglicht durch Korruption, dieses Land zum Austragungsort der Fußball-Weltmeisterschaft gemacht hat, ist gerade für viele Fußballfans nicht zu ertragen. Das hat auch der Aufruf zahlreicher Bundesliga-Fanclubs, die Weltmeisterschaft zu boykottieren, deutlich gezeigt. Das kürzlich von der FIFA gegenüber der deutschen Mannschaft ausgesprochene Verbot des Tragens einer bunten Kapitänsbinde mit der Aufschrift “One Love” ist ein weiterer trauriger Höhepunkt. Mit einer Organisation, die ein Symbol für Vielfalt, Offenheit und Toleranz verbietet, obwohl sie selbige Werte offiziell in ihren Statuten verankert hat, stimmt sehr offensichtlich etwas nicht.”

“All diesen Umständen zum Trotz will Bundesinnenministerin Nancy Faeser nun laut Medienberichten ein Spiel der Weltmeisterschaft in Katar besuchen. Das ist schlicht nicht nachvollziehbar. Immer wieder nutzen Autokratien Sportwettbewerbe wie Weltmeisterschaften und Olympische Spiele als Propaganda-Plattform für ihr Regime. Die naive Hoffnung, dass die Ausrichtung der Spiele zu einer Öffnung der Austragungsländer führen, wurde dabei stets enttäuscht, wie die jüngsten Beispiele Russland und China zeigen. Eine Innenministerin, die nun dennoch zur Weltmeisterschaft nach Katar anreist und ihren Besuch auch noch mit politischen Gesprächen verknüpft, handelt deshalb in höchstem Maße instinktlos. Dieser Plan schließt sich nahtlos an den erst kürzlich erfolgten Besuch von Frau Faeser in Katar an, in dessen Rahmen sie selbstbewusst verkündet hatte, eine Versicherung seitens der katarischen Regierung erhalten zu haben, dass ausländische Fans während der Weltmeisterschaft in Katar sicher seien. Wer Menschenrechte als universell ansieht, der sollte auf solche “Aushandlungsergebnisse”, die ausschließlich ausländischen Fans vermeintlichen Schutz bieten, keinesfalls stolz sein. Auch die Legitimierung der Handlungen der FIFA durch den Besuch eines Mitgliedes der Bundesregierung sendet das vollkommen falsche Signal. Bundesliga-Fanclubs trennen Sport und Politik voneinander, wo es nur geht. Wenn diese Fanclubs, die jede Weltmeisterschaft über alles lieben, jetzt schweren Herzens zum Boykott der aktuellen Weltmeisterschaft aufrufen – dann muss die Bundesregierung sich an diesem standhaften Eintreten für die Menschenrechte ein Beispiel nehmen! Wenn es der Bundesministerin bei ihrem Besuch in Katar, wie sie vorgibt, darum geht, die Situation der Fans vor Ort wahrzunehmen und in Katar den Austausch zu Menschenrechtsfragen zu suchen, sollte es ihr ein Leichtes sein, dem Inneren der durch ausgebeute Arbeitsmigranten gebauten Stadien fernzubleiben. Als Junge Liberale fordern wir die Innenministerin deshalb dazu auf, keine Spiele der Weltmeisterschaft in Katar zu besuchen und nicht durch ihre Teilnahme als deutsches Regierungsmitglied ohne Not zu legitimieren, was nicht legitimiert werden darf. Kein Mitglied der Bundesregierung darf sich auf dieser Bühne instrumentalisieren lassen!”

Des Weiteren kritisieren die Jungen Liberalen die Innenministerin dafür, in der Tagesschau die Erzählung zu bemühen, sie gehe mit ihrer Reise nach Katar ‘den schweren Weg’. Dazu erklärt Franziska Brandmann: “Es steht Frau Faeser frei, ihre Reise nach Katar als persönliche Aufopferung darzustellen. Aber dass der Umkehrschluss impliziert, glühende deutsche Fußballfans, die schweren Herzens diese Weltmeisterschaft boykottieren,  Menschenrechtsaktivisten, die zu Protesten statt zum Besuch der WM aufrufen oder die aus Protest in Deutschland gebliebene Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung würden den vermeintlich ‘einfachen Weg’ gehen, lässt mich peinlich berührt zurück.”