Es kommt auf uns an!
Die FDP, als einzige liberale Kraft in Deutschland, hat bei der Bundestagswahl dramatisch verloren – unter jungen Menschen fast 80 % des Ergebnisses gegenüber 2021. Wir verlieren genau die Generation, die den Liberalismus in Zukunft tragen soll. Diese Niederlage und der Umgang mit ihr sind existenzbedrohend. Die neue Parteiführung um Christian Dürr setzt bislang auf eine Strategie des Zuhörens. Das mag sympathisch klingen, ist aber kein politisches Konzept. Wir brauchen keine liberale Selbsthilfegruppe, sondern eine FDP, die nach vorne geht, Probleme offen und direkt anspricht und die Antworten gibt, die unser Land jetzt braucht. Die Lage ist zu ernst für politische Nabelschau.
Denn Deutschland steht gleichzeitig vor drei zentralen Herausforderungen: Erstens muss es wieder verteidigungsfähig werden – gegen äußere Bedrohungen und gegen jene im Inneren, die unsere offene Gesellschaft ablehnen. Zweitens müssen wir den Verlust unserer inneren Liberalität stoppen: Meinungsfreiheit darf der Cancel-Culture nicht weichen und Identitätspolitik darf nicht zum Maßstab jeder Debatte werden. Drittens muss Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit zurückerlangen. Statt immer neue soziale Wohltaten zu versprechen oder die Unfinanzierbarkeit der Bestehenden zu leugnen, braucht es den Mut, Leistung zu belohnen und radikal zu entbürokratisieren. In all diesen Bereichen zeigt Deutschland gefährliches Zögern und braucht deshalb umso mehr eine FDP, die das Gegenteil verkörpert: nämlich Reformeifer. Das bedeutet auch, Klartext zu reden. In der Bildungspolitik dürfen wir uns nicht mit Mittelmaß zufriedengeben – wir müssen Talente entfesseln und Exzellenz fördern. In der Wirtschaftspolitik braucht es den Mut zum Kapitalismus: weniger Steuern, mehr Chancen für Gründer, Mittelstand und Industrie. In der Migrationspolitik brauchen wir offene Türen für Talente aus aller Welt, weil unser Land sie braucht. Aber wir müssen auch den Mut haben, klar zu sagen: Wer unsere Werte ablehnt, kann hier nicht bleiben.
Gerade diese Themen sprechen vielen jungen Menschen aus der Seele – denen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen wollen und denen unser freies, offenes Land etwas bedeutet. Wenn wir als JuLis diese Anliegen klar vertreten, haben wir ein riesiges Potenzial, junge Menschen zu erreichen, die bisher oder inzwischen politisch heimatlos sind. Um das erfolgreich umzusetzen, braucht es eine positive Mitmach- und Leistungskultur in unserem Verband, gerade auch beim Werben neuer Mitglieder. Ich möchte einen dauerhaften Neumitgliederwettbewerb mit attraktiven Preisen und echter Wertschätzung für die erfolgreichsten Verbände. Ich will als Bundesvorsitzender mit gutem Beispiel vorangehen und jeden Tag mindestens eine Person überzeugen, Teil unserer Bewegung zu werden – im direkten Gespräch, online oder vor Ort.
Mehr Bewegung als Konzern
Wir brauchen eine dauerhafte Kampagnenstruktur im Bundesverband, die täglich im digitalen Raum präsent ist, Themen setzt und Aktionen bundesweit unterstützt. Das heißt: eine Mannschaft aus Ehren- und Hauptamtlichen, ein Kampagnen-HQ, das von früh bis spät mitdenkt, reagiert und eigene Ideen nach vorne bringt. Wir müssen dorthin, wo junge Menschen sind – auf Festivals, in Clubs, an Hochschulen, auf TikTok und überall sonst auf Social Media. Wir müssen sichtbar sein, wenn andere Pause machen, in Aktion sein, wenn andere noch überlegen.
Ich will bei alldem keine Flügelkämpfe, keine Schubladen. Wir können unterschiedliche Schwerpunkte haben, ohne uns gegenseitig abzustempeln. In einer echten liberalen Bewegung ist Platz für alle, die für Freiheit brennen. Jeder von uns sollte sich als Multiplikator verstehen, als Sender für liberale Ideen. Genau das ist die Stärke einer Bewegung: dass sie aus vielen Stimmen besteht, die gemeinsam lauter sind als jede einzelne für sich. Ich bin überzeugt: Wenn wir als JuLis diesen Anspruch leben, können wir erst uns selbst verändern, dann die FDP antreiben und letztendlich auch Deutschland in Bewegung bringen.